kultur & schule

Ich hatte das ja in ein paar Postings schon ab und zu mal durchklingen lassen, im letzten Schuljahr durfte ich an der Marie-Kahle-Gesamtschule, hier in Bonn, den Profilkurs Fotografie „Meine Stadt – Meine Bilder“ im Rahmen des Landesprogramm NRW Kultur & Schule  begleiten. Eine tolle Herausforderung und ein bisschen ein wegweisendes Ereignis. Für mich persönlich kam wohl unterm Strich raus, das mir die kreative Arbeit mit Kindern / Schülern richtig richtig viel Spaß gemacht hat. Nächstes Schuljahr werde ich deshalb einen weiteren Profilkurs begleiten. Und wer weiß was da sonst noch so kommt.

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Max und Leo, Langzeitbelichtung

Zusammen mit Kunstlehrer Falko „Hr. Semrau“ Semrau war es unser Anliegen die Schüler in die kreative Fotografie anhand des Themas „Stadt“ einzuführen. In den ersten Wochen also natürlich ein bisschen Theorie… Blende, Brennweite, Zeit, ISO, Komposition und was nicht alles. Vergleich zwischen alten und neuen Kameras. Digital und analog. Das es sowas wie Sofortbildfotografie gibt. Große Fragezeichen bei vielen Schülern, deren einziger Kontakt mit „Kameras“ bisher das Mobiltelefon oder der iPod war. Die Filmkameras tatsächlich nur noch vom Opa kennen. Staunen das so ein 4×5 Negativ unfassbar mehr Information beinhaltet als der mini iPod Sensor (obwohl der ja moderner ist).

Von Anfang an war klar das wir primär auf Film fotografieren möchten, mit Kameras die nur ein sehr begrenzte Wahl an Einstellungen haben. Digitale Kameras und Mobiltelefone waren natürlich erlaubt. Jedoch wollten wir direkt eine gewissen Abstraktheit für die Schüler einführen. Wenig bis keine Kontrolle über das Display. Alles was ablenkt ausblenden. Der Fokus sollte in der Bildgestaltung und dem „sehen lernen“ vor dem fotografieren liegen. Das war am Anfang gar nicht so einfach, es fiel vielen schwer loszulassen, einfach darauf zu Vertrauen das sie es sind, die das Foto schon im Kopf machen und nicht das iPhone mit Filter app.

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Max und Leo, Motivsuche

Während des Kurses entwickelte sich die Holga 120, in mehreren Versionen, immer mehr zur „immer dabei Kamera“. Die Schüler haben sie belächelt am Anfang, bestaunt nach dem die ersten Negative entwickelt waren und zum Schluss geliebt. Film rein, je nach Tageslicht eine der zwei Blenden wählen und fertig. Ein großer Schritt von der anfänglichen Meinung das nur eine richtig große und teure Kamera mit teuren Objektiven was taugt. Aber alte Mittelformat Kameras vom Typ Holga, Agfa Click oder der Perfekta Box sind nahezu wie geschaffen für solche Projekte. Sie sind einfach in der Bedienung, sie überfordern die Schüler nicht. Sie geben viel Raum für Experimente, und Sicherheit, da man eigentlich nichts kaputt machen kann. Die digitalen SLRs, die immer mal wieder von den älteren Schülern mitgebracht wurden, wurden immer wie rohe Eier behandelt. Natürlich sehr verständlich, aber hemmend.

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Shirin, mit der Kleinbild Minolta

Wir besprachen in Gruppenarbeiten die Fotografien anderer Künstler, wie Frank Machalowski, Andreas Goroncy, Thomas Graichen und Thomas Wyler, die sich viel mit dem Thema Stadt auseinandersetzen. Wir diskutierten warum man auch, in den Augen der Schüler, „hässliches“ fotografieren kann oder sogar sollte. Wir rannten mit selbstgebauten Suchermasken rum und suchten Bilder vor dem Bilder machen. Wir verwackelten extra, wir spielten mit Bewegungsunschärfe und Mehrfachbelichtung (manchmal auch ganz unabsichtlich ;) ). Wir hatten eine Menge Spaß am Experiment, daran viele Orte Bonns einfach mal anders zu sehen. Wir fotografierten einen Geist. Wir hatten Aha-Erlebnisse die beeindruckten und die bleibend sind. Und wir hatten viele wirklich talentierte Schüler die nichts von ihrem Talent wussten. Ich hoffe sie bleiben bei der Fotografie, zumindest dabei ihre Umgebung und Umwelt einfach mal mit anderen Augen zu sehen. Alle happy.

Hier ein paar Eindrücke von unsere Präsentation beim Schulfest in der letzten Unterrichtswoche. Stolze Schüler und sehr positiv überraschte Eltern und Lehrer. Es war ein super zufriedenstellender Kurs, in dem es bei vielen Schülern an einer gewissen Stelle richtig „klack“ gemacht hat und man deutlich merkte wie die Anleitung ein bisschen ausserhalb der Box zu denken und sich kreativ zu versuchen wirklich funktioniert hat.

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Bedanken möchte ich mich auch noch mal bei Foto Brell am Marktplatz (kostenlose Filmentwicklung) und Spürsinn (Film und Chemie Spenden) für die tolle Unterstüzung!

Ich freue mich schon auf den Profilkurs im Schuljahr 2014/15. Dann mit dem Thema “Das bin ich-bin ich das?”. Es wird um Porträts und Selbstporträts gehen.

10 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Einen super Job hast Du da gemacht. Schade das ich nicht mehr zur Schule gehe. Daran hätte ich auch viel Spaß.
    So fördert man die Jugend. Und das der Kurs Spaß gemacht hat und erfolgreich für alle beteiligten war sieht man an den Ergebnissen.

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